Die 2 neuen Pizzajungs in Vorupør
Obwohl es erst anderthalb Jahre her ist, dass VØ Surf und Pizzabar die Türen am Hawblink neben Westwind öffnete, finden die meisten von uns schon, dass es ein fester Teil des Restaurantbildes im Dorf ist. Deshalb war es für die meisten von uns auch sehr überraschend, dass die 2 frueheren Inhaber, Klaus Sucio Sørensen und Rasmus Fejerskov, den Pizzateil abgaben. Die Erklärung hierfür findet sich ganz sicher darin, das es schwer ist Fokus auf 2 verschiedene Betriebe wie, Surfladen mit grosser Kursusaktivität und hippiger Gaststätte mit vielen Aktivitäten, zu halten.
Der Gedanke an eine Trennung der 2 Geschäfte wuchs über den ganzen Sommer hinweg. Dann, am 1. November, waren die zwei frueheren Angestellten bereit, die volle Verantwortung für die Pizzabar zu übernehmen. Jere Rojas Valiente war für die Küche, seit Sommer 2018, verantwortlich gewesen. Dadurch hat er volle Erfahrung gesammelt, wie die Kunden ihre leckere Pizza wünschen. Lenin Sanchez Cruz hatte in der VØ Pizzabar seit Sommer 2019 gearbeitet. Nebenbei hatte er Arbeit bei Hilding Anders in Hurup. Daher weiss er auch genau, worauf er sich einlässt.
Ich besuche die beiden neuen Inhaber an einem Sonntag im November um 18.00 Uhr, denn zu diesem Zeitpunkt ist genügend Zeit, um einen Schnack zu halten, sagt Lenin Sanchez Cruz. Es zeigt sich jedoch, dass sich eine halbe Stunde später Gäste einfinden, und unser Gespräch wird natürlich mit einigen Pausen unterbrochen, während die Gäste bedient werden. Vielleicht hatten die neuen Wirte den Gedanken bereits gedacht, vielleicht ist es jedoch ihre natürliche Gastfreundschaft – auf jeden Fall wurde an meinem Tisch eine Spezialpizza und ein Glas Rotwein serviert. Dadurch hatte ich etwas, wo ich mir die Zeit mit vertreiben konnte.
Meine erste Frage ging natürlich in die Richtung, etwas darüber zu hören, welche Neuerungen wir erwarten können, wenn die neuen Kräfte die Bar übernehmen. “Wir haben viele Ideen” sagt Lenin, “aber es ist uns auch bewusst, dass unsere Gäste kommen, um unsere Pizza in der gewohnten, gemütlichen Umgebung zu geniessen. Anstatt unser Konzept zu ändern, wollen wir lieber das Ambiente noch besser gestalten und wir werden unser Programm um Jahreszeiten angepasste Pizzen erweitern.” Nach einer kleinen Denkpause fügt er noch hinzu: “Und wir wollen unsere Öffnungszeiten erweitern. Damit wir nicht nur viel Arbeit an den Abenden am Wochenende haben. Natürlich können wir nicht damit rechnen, Pizza zum Frühstück und zur Kaffeezeit zu verkaufen. Daher müssen wir Menus für diese Zeitpunkte entwickeln.”
Eure Aufgabenverteilung lautet: Jere backt die Pizzen und Lenin bedient und serviert? Kann man diese Aussage so stehen lassen? Die Antwort kommt prompt von Lenin: „Das Ziel ist klar, wir sollten beide alles können. Zum einen sind die Dinge sehr viel mehr flexibel auf diese Weise. Zum anderen haben wir damit mehr Abwechslung im Arbeitsalltag. Auf unserer Trainingsliste fehlt uns jedoch noch ein einziger Punkt, bevor diese Art von Arbeitsteilung perfekt ist. Jeder von uns musste noch eine Einzelheit lernen. Ich habe bereits gelernt, Pizza zu backen. Jere muss noch lernen, perfekt dänisch zu reden. Erst dann kann er die Kundenbedienung übernehmen.“ (Lenin lächelt bittersuüss)
Ich hatte ja bereits mit Jere geplaudert, und verstand schon, dass es gutmütige Neckerei war. Natürlich kann man hören, dass er nur wenige Jahre in Dänemark gewohnt hat. Aber es bereitet ihm keine Probleme allgemeine Themen zu verstehen oder darüber zu reden. Erst als im Gespräch ein Vergleich des politischen, südamerikanischen Systems mit dem innereuropäischen Markt und der Zusammenarbeit des Schengener Abkommens gezogen wurde, mussten wir auf englische Vokabeln zurückgreifen.
Lenin und Jere haben beide die jungenhafte charmante Ausstrahlung, die es ausmacht, sie näher kennenzulernen zu wollen. Da sie gleichziehend auch die offene Surfereinstellung zum Leben haben, meine ich, mir erlauben zu können, meine Fragen etwas persönlicher stellen zu können. Ich stelle die Frage, die uns alle interessiert. Sicher auch Sie, als Leser:
Warum landen so 2 Latino-Jungs in einer Pizza-Bar in Vorupör?
Jere, der ursprünglich aus Argentinien kommt, ist viel in Europa rumgezogen, insbesondere in den südlichen Ländern. Vor 3 Jahren landete er dann in Klitmöller. Das erklärt auch seine guten Sprachkenntnisse in dänisch. Darüber hinaus spricht er auch spanisch, portugisisch, französisch, und englisch. Vor Kurzem ist er nun nach Vorupør gezogen. Sodass er schnell aushelfen kann, wenn es in der Pizzabar brennt. Sowohl mit den Vorbereitungen, als auch in der Küche, wenn plötzlich Kunden im Dorf sind. Es besteht jedoch kein Zweifel darann, dass immer Zeit für dass bleiben wird, weswegen er eigentlich nach Europa kam und nicht zuletzt hier, nach „Cold Hawaii“: nämlich - Das Surfen-.
Lenin nahm den direkten Weg von Costa Rica in unsere Gegend. „Ich habe hier seit 5 Jahren gewohnt. Zuerst mal hier und mal da in Thy und die letzten 2 Jahre in Vorupør.“ Ich denke kurz an seine Frau Maya und die 2 Kinder, bevor ich frage: „Hmm, Du sagst 5 Jahre, aber ist Eure älteste Tochter, Aura, nicht 5 Jahre alt?“ Er bejaht mit einem schelmischen Lächeln. „Das bedeutet also, dass nicht Du Maya in Dänemark begegnet bist, sondern dass sie nach Costa Rica zog, um Dich zu finden!“
Lenin hat sich auch darauf vorbereitet, dass auf ihn eine geschäftige Zeit wartet. Aber er freut sich darauf, genauso wie Jere, alles zu präsentieren, wenn sie die volle Verantwortung für die Pizzabar übernommen haben.
Während die 2 neuen Chefs arbeiten und ich meine Pizza geniesse denke ich etwas zurück: „Wie lange ist es eigentlich her, dass die VØ Pizzabar eröffnete?“ Ist es wirklich nur anderthalb Jahre her? Ich finde es imponierend, dass sie es in der kurzen Zeit geschafft haben, einen so grossen Namen in der Gegend zu schaffen. Und dass sie so grosse Erwartungen aufgebaut haben. Noch ein Beweis mehr dafür, wenn man mit dem ganzen Herzen arbeitet und keine Kompromisse macht, dann kommt die Erfahrung. Alle wissen, dass die Pizzabar ihre Pizzen von grundauf zubereitet, mit den besten Zutaten. Nicht genug damit, das die Waren frisch sind. Überall dort, wo es möglich ist, setzen sie primär auf lokale Erzeugnisse.
Lokaler Dorsch auf der „North Sea Pizza“ und Hackfleisch vom Vorupør-Schlachter für die „Reef & Beef Pizza“. Viele Kunden nutzen auch die Möglichkeit, eine Pizza mit nach Hause zu nehmen. Dieses passt auch gut in den Arbeitsplan. Somit sind es nicht nur die Sitzplätze im Restaurant, die bestimmen, wieviele Pizzen gebacken werden.
Plötzlich tun sich mir einige Fragen auf. Aber ich notiere sie zunächst nur auf einem Stück Papier. Denn nun will ich erst meine Pizza aufessen, bevor ich wieder zu Jere in die Küche gehe.
Wie viele Pizzen kannst Du machen, und kannst Du auch italienische Pizza?
Zu den Vorbereitungen gehört u. a., dass ich eine Portion Teig in der Rührmaschine anrühre, erklärt Jere. Unterdessen führt er eine Maschine vor, die auch in einer grossen Bäckerei stehen könnte. Aus einer Portion entstehen 105 Pizzaböden. Wenn diese aufgeteilt und abgewogen sind, kann man schnell die bestellten Pizzen produzieren. „An dem besten Tag 2019 verkauften wir 467 Pizzen; aber da war auch richtig war los im Geschäft – an dem Tag hatte ich keine Zeit italienische Pizzen zu herzustellen,“ sagt er mit einem Lächeln und deutet daraufhin, dass er meine Fragestellung verstanden hat. „Aber ich kann schon,“ sagt er und nimmt einen der abgewogenen Teigrohlinge und wirft ihn rotierend in die Luft, während der Rohling langsam die Form annimmt, die eine richtige Pizza haben sollte. Das die entstandenden Fotos das
Resultat nicht ordentlich zeigen, ist nur darauf zurückzuführen, dass meine Kamera (und insbesondere ich) nicht schnell genug waren.
Bleibt noch Zeit zum Surfen in Eurem neuen Leben?
„Ja!“ sagen sie, wie aus einem Mund. Bereits nun im November, flogen wir für eine Woche nach Spanien, um zu surfen und etwas Urlaub zu machen.
Es kommt mir so vor, dass ich sie bereits so gut kenne, dass ich nicht im Zweifel darüber bin, dass sie auf dieser Reise neue Inspiration für die Pizzabar gewonnen hatten. Es wird interessant, zu verfolgen, was in der Zukunft geschieht.
Alle nur erdenklichen Glückwünsche für die zwei neuen Pizzajungs.
Tekst og foto: Kim Poulsen
Übersetzt bei: Kjerstin Jensen